Super-Truck made in Kardorf

Von MARGRET KLOSE   Kölnische Rundschau vom 26.08.2004

BORNHEIM-KARDORF. Was als „fixe Idee“ in den 90er Jahren heranreifte, zählt heute zu den Giganten im mobilen Bühnengeschäft. Unter dem Namen „Liveliner“ reist das azurblaue „Monster“ inzwischen durch ganz Deutschland und bot schon etlichen Stars eine wunderbare Plattform für ihre musikalische Events - mit teils bis zu 20 000 Zuhörern.

Liveliner
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Dabei wissen die Wenigsten, dass das 500 PS starke Unikat in Kardorf, mitten im Vorgebirge gebaut wurde. „Fahrzeugbauer Gottfried Wißkirchen und sein Sohn Fred, haben meine Idee Wirklichkeit werden lassen“, lobt der geistige Urheber und Konstrukteur des Liveliners, Albert Pinsdorf aus Bonn, noch heute, obwohl sein Hightech-Modell schon drei Jahre erfolgreich durchs Land rollt.

Schon immer sei ihm die Idee einer mit allen Raffinessen ausstaffierten fahrbaren Bühne im Kopf herum geschwirrt, verriet Albert Pinsdorf in einem Gespräch mit der Rundschau. Als gelernter Rundfunk- und Fernsehmechaniker habe er schon früh festgestellt, dass der Erfolg oder Misserfolg eines Konzerts in vielen Fällen einzig von der Technik abhängt. Und weil sich der Mann aus Bonn seine Meisterprüfung mit Musik finanzierte, sei ihm auch ziemlich schnell klar geworden, worauf es bei einem Hightech-Modell anzukommen hat.

Natürlich habe es 1995 schon tolle Bühnenwagen gegeben - aber die Profi-Technik ließ doch überall zu wünschen übrig. „Das wollte ich ändern“. Sein erstes Fahrzeug ging unter dem Namen „Rundschau-Truck“ auf Reisen und zwar zum 50-jährigen Bestehen des Heinen-Verlages“, erzählt Albert Pinsdorf. „Das waren tolle Zeiten“, erinnert sich auch noch der ehemalige Rundschau-Mitarbeiter und Mitorganisator des Rundschau-Jubiläums Reinhold Prömpers. „Die Idee war ja, dass wir die Leute vor Ort erreichen wollten“, erklärt er.

Doch obwohl das Fahrzeug für damalige Verhältnisse alles nur Erdenkliche zu bieten hatte, kam Albert Pinsdorf rasch zu der Überzeugung, dass es etwas noch Besseres, noch Feingenaueres geben müsste. „Mein Anspruch war und ist es ja, hochkarätige Musiker zu bedienen“, stellt Albert Pinsdorf klar.

Und so machte sich der 44-Jährige, an die Konstruktion eines technisch noch besser ausstaffierten Fahrzeugs - dem Liveliner. Seine Ideen brachte er zu Papier. „Und damit stand ich eines Tages wieder in der Werkstatt von Gottfried Wißkirchen", schildert Albert Pinsdorf die Geburtsvorbereitungen des Liveliners. Dort, im Feldchenweg hatte auch der Rundschau-Truck seinen Ursprung.

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Der Bau der Fahrzeuge war „total interessant und spannend", erinnert sich Fred Wißkirchen. Man habe ja lediglich das Fahrgestell gehabt, alles andere, die Technik, Hydraulik und Elektronik, sei passgenau und nach den Vorstellungen des Auftraggebers aufgebaut worden. „Vieles in Handarbeit“, so Fred Wißkirchen. 2001 wurde der Liveliner fertig. Um allerdings den steigenden Ansprüchen der Stars und des Publikums gerecht zu werden, muss die Technik des Liveliners ständig auf dem neuesten Stand gehalten werden. Dabei zählen die riesigen Basshörner sowie die zwei 1500-Watt-Boxen lediglich zu den imposanten Äußerlichkeiten. Viel mehr Raffinesse stecke im Verborgenen. Unmöglich sei es mittlerweile, das Fahrzeug alleine zu bedienen. So hält der Truck bei den Konzerten längst drei Tontechniker auf Trab. Adi Greven etwa sei zuständig für den Front-Ton, also den Sound, den das Publikum hört. Sein Mischpult steht bei den Konzerten vor der Bühne. „Adi reguliert die Lautstärke - den Ton und die Effekte“, erklärt Pinsdorf. Im Fahrzeug selber sei ein weiteres Mischpult installiert. „Dort arbeite ich.“ Pinsdorf regelt den Bühnen-Ton, den die Künstler hören müssen. „Ich tue dort genau das, was die Künstler wollen.“ Dank der Technik sei es etwa möglich, kratzige Stimmen klar und weich erklingen zu lassen. Auch das Stimmvolumen der Sänger ließe sich von seinem Mischpult aus regulieren.

Längst ist Albert Pinsdorf davon überzeugt, dass der Erfolg seiner Liveliner GmbH nicht nur Hardware-Sache ist. Wesentlichen Anteil an der guten Wirtschaftslage des Unternehmens schreibt er auch seinem Team zu. Und genau das will er jetzt vergrößern. Deswegen bietet er einem arbeitswilligen Rock n Roller die Möglichkeit eines Praktikums mit eventueller Übernahme in eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker.